Feuerwehrhaus Kämpfelbach
Realisierungswettbewerb, 3. Rundgang
Städtebau
Das Grundstück der Feuerwache befindet sich am Ortstrand von Kämpfelbach und dehnt sich in nord-südlicher Richtung aus. Im Osten grenzt eine Landstraße an und im Westen befindet sich der Bahndamm, zu welchem das Grundstück stellenweise um bis zu vier Meter ansteigt.
Ziel des Entwurfes war es, das große Volumen in eine einfache, klare Form umzuwandeln. So gliedert sich der Neubau sowohl strukturell als auch städtebaulich in zwei Funktionsbereiche, welche von außen klar erkennbar sind. Eine große Außentreppe trennt die beiden Bereiche förmlich. Der Neubau folgt in seiner länglichen, schmalen Form der Ausdehnung des Grundstückes. Im Norden befinden sich die einsatzbezogenen Räumlichkeiten, im Süden liegt der Sozialtrakt. Das Erdgeschoss als Sockel des Gebäudes schiebt sich im Sinne eines Stützbauwerkes und verbindendes Glied der beiden Bereiche in den Hang hinein.
Weiterhin ergibt sich aufgrund der geschwungenen Grundstücksform die Möglichkeit analog eine Reihe von Höfen mit unterschiedlichen Funktionen anzuordnen. So reihen sich entlang der Landesstraße der Übungshof im Süden, der Besucherhof, der Wirtschaftshof, der Alarmhof, sowie die Alarmparkplätze für Feuerwehr und Malteser im Norden an.
Grundriss
Die beiden Funktionsbereiche des Erdgeschosses werden durch eine Funktionsachse miteinander verbunden.
Einsatzbereich: Die Erschließung für die Einsatzkräfte erfolgt im Alarmfall über eine Zufahrt im Norden, welche den ehemaligen Feldweg ersetzt. Die Alarmparkplätze orientieren sich zur Landesstraße hin und befinden sich direkt vor den Alarmumkleiden, sodass die auf schnellem Wege und unabhängig von anderen Bereichen erschlossen werden können. Dessen angliedert ist der Alarmweg. Dieser führt am zentralen Infopoint vorbei und erschließt die Einsatzfahrzeuge direkt von hinten. Neben den Umkleiden befinden sich der Funk- und Einsatzlageraum. Von hier aus kann sowohl die Halle als auch der Alarmhof mit Alarmausfahrt überblickt werden. Auf der südlichen Seite der Fahrzeughalle liegt der zentrale Anliefer- und Abholbereich, über welchen der Warenaustausch stattfindet. Er wird über den Wirtschaftshof erschlossen und führt zu den verschiedenen Lagerbereichen entlang der Funktionsachse. Diese liegen verdeckt im Hangbereich. Der Fahrzeughalle vorgelagert befindet sich der Waschplatz.
Im nördlichsten Bereich des Grundstückes können in Zukunft die Malteser ihren Standort erhalten. Die Fahrzeughalle mit angegliederter Lagerfläche kann problemlos in einem zweiten Bauabschnitt ergänzt werden und bildet den Abschluss des Blaulichtstandortes.
Sozialtrakt: Der Sozialtrakt liegt im südlichen Gebäudeteil und wird von einer von der Landstraße aus gut wahrnehmbaren Stelle erschlossen. Beim Betreten des Gebäudes gelangt der Besucher in das Eingangsfoyer, welches als Verteilfoyer zwischen einsatzbezogenem und öffentlichem Bereich, aber auch zwischen Erd- und Obergeschoss des Traktes dient. Im Erdgeschoss befinden sich die Jugendfeuerwehr, das Büro des Kommandanten sowie die Toiletten. Im Obergeschoss befinden sich Schulungs- und Kameradschaftsraum mit angegliederter Küche und mobiler Trennwand für große Veranstaltungen. Diesen Bereichen vorgelagert siedelt sich ein zweites Foyer an. Es dient als Pausen- und Veranstaltungsfoyer mit Zugang zum Freibereich und ist von der großen Außentreppe zugänglich.
Übungshof: Am südlichen Ende des Grundstücks steht der Übungsturm, der mit einer Drehleiter angedient werden kann. Der Turm steht parallel zur Hochspannungsleitung außerhalb des Schutzbereiches, sodass er bis auf 22 m problemlos erweitert werden könnte. Die Feuerwehrfahrzeuge können aus der Fahrzeughalle heraus bis zum Übungsplatz und wieder zurückfahren, ohne das Grundstück verlassen zu müssen.
Materialität und Nachhaltigkeit
Im Sinne einer nachhaltigen Konstruktion wird der Neubau der Feuerwache in Holzhybridbauweise ausgeführt. Die Außenwände sind in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Decken, Stützen und Träger sind in Holzmassivbauweise ausgeführt. Zu einer CO² optimierten Bauweise, die eine Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle to Cradle Prinzip weitestgehend ermöglicht gehört neben der Holzbauweise auch die Verwendung von Recycling-Beton im Hangstützbereich der Fundamente und der Bodenplatte. Das Gebäude erhält eine Fassade aus regionalen Holzlamellen.
Die begrünten Dachflächen sowie neu gepflanzte Bäume auf dem Grundstück verbessern das Mikroklima. Außerdem werden hierdurch große Mengen an Regenwasser zurückgehalten. Das abfließende Wasser wird in einer Regenwasserzisterne gesammelt und kann beispielswiese für Toiletten oder die Schlauchwäsche benutzt werden.
Energiekonzept
Der gesamte Neubau erhält eine hochwärmegedämmte Außenhülle in Effizienzhaus 40 Qualität, sodass der Energieverbrauch und die Transmissionswärmeverluste größtmöglich minimiert werden können. Eingesetzt wird ein eine reversible Wärmepumpe im Sinne eines regenerativen Heizsystems. Sie kann im Winter heizen und im Umkehrbetrieb kühlen. Durch Photovoltaik auf allen Dachflächen wird Strom erzeugt, welcher diese zum Heizen oder Kühlen unterstützen kann. Auf den Dächern ist zusätzlich Solarthermie zur Unterstützung der Warmwasserbereitung vorgesehen. Aufenthaltsbereiche, wie beispielsweise der große Versammlungsraum, werden mechanisch be- und entlüftet.
Brandschutzkonzept
Analog den beiden Funktionsbereichen werden zwei Brandabschnitte gebildet. Den ersten Brandabschnitt bildet der Sozialtrakt. Im Erdgeschoss ist es von allen Positionen schnell möglich barrierefrei ins Freie zu gelangen und sich in Sicherheit zu begeben. So erhalten auch Jugendraum und Büro bodentiefe Fenster. Das Obergeschoss stellt aufgrund des Kameradschaftsraumes und des Versammlungsraumes eine Versammlungsstätte dar. Angesichts der offenen Treppe, die vom Erdgeschoss in das Obergeschoss führt, könnte es im Brandfall zu einer Verrauchung kommen. Aus diesem Grund sind hier zwei bauliche Rettungswege die ins Freie führen, an sich gegenüberliegenden Gebäudeseiten, notwendig. Den ersten Rettungsweg bildet die große Außentreppe, die in das Erdgeschoss führt. Die Fassadenbekleidung des Gebäudes ist an dieser Stelle nicht brennbar ausgeführt. Den zweiten Rettungsweg bildet eine Tür im Versammlungsraum, die auf den Hang ins Freie führt. Der Bereich ist mit entsprechenden Brandwarnanlagen ausgestattet. Den zweiten Brandabschnitt bildet die Fahrzeughalle mit den Alarmumkleiden. Auch hier ist es möglich, von jeder Position schnell ins Freie zu gelangen, da die Hallentiefe lediglich ca. 20 m misst. Die großen Hallentore erhalten zusätzlich Türen.
Entsprechende Sammelstellen sind in den Außenbereichen vorgesehen.